Mit Gott reden

Welche Bedeutung haben der Psalm, das Kyrie und das Gloria sowie das Tagesgebet?

In unserer Gemeinde feiern wir den Hauptgottesdienst am Sonntag vom Ablauf her in Anlehnung an die Gottesdienstordnung G1, wie sie im Evangelischen Gesangbuch unter der Nr. 679 abgedruckt ist.

Der Eingangspsalm (Introitus)
Der Psalm-(ausschnitt) im Anfangsteil des Gottesdienstes wird auch als Eingangspsalm oder aus der früheren Kirchentradition lateinisch mit „Introitus“ bezeichnet. Er wird in der Regel im Wechsel gesungen. Diesen Wechselgesang teilen sich Kantor, LiturgIn oder Chor und die Gemeinde. In besonderen Fällen erklingt der Eingangspsalm auch als Gemeindelied oder Chorkomposition. Er sollte aber nach Möglichkeit immer gesungen werden, handelt es sich doch beim Psalter, der Sammlung der Psalmen im Alten Testament, um das älteste Liederbuch von Christen und Juden. Umrahmt wird der Psalmausschnitt vom „Leitvers“ (Antiphon). Dieser hebt einen wichtigen inhaltlichen Aspekt des Psalms oder des Kirchenjahres besonders hervor.

Das „Herr, erbarme dich“ (Kyrie eleison)
Auch den Ruf „Kyrie eleison/Herr erbarme dich“ gab es schon in der Zeit vor Christus. Er findet sich bereits in der griechischen Übersetzung des Alten Testamentes und wurde von der Christlichen Gemeinde dann auf Jesus bezogen und übernommen. Ab dem 5. Jahrhundert stand das Kyrie am Anfang der Messe, vermutlich zunächst als Zwischenruf in Fürbitten. Im Gottesdienst unserer Gemeinde wird auch das Kyrie meist im Wechsel zwischen Kantor,
LiturgIn oder Chor und Gemeinde gesungen, in Ausnahmefällen auch gesprochen. Die Komponisten vergangener Jahrhunderte bis heute haben vielfältige Kyrie-Vertonungen geschaffen, bis hin zu Besetzungen mit Chor und großem Orchester. Im „Kyrie eleison“ bekennen wir uns als Gemeinde zu Christus als dem Herrn und bitten um Gottes Barmherzigkeit.

Das „Ehre sei Gott in der Höhe“ (Gloria)
Mit wenigen Ausnahmen (2. bis 4. Advent und Passionszeit) im Kirchenjahr folgt auf das Kyrie unmittelbar das Gloria. Es ist dem Weihnachtsevangelium des Evangelisten Lukas (Lk 2,14) entnommen. Dort singen die Engel ein Loblied auf Gottes Größe und Macht. Bei uns im Hauptgottesdienst wird das Gloria meistens als Wechselgesang zwischen Kantor, LiturgIn oder Chor und
Gemeinde eingeleitet und dann als Lied im Choral „Allein Gott, in der Höh‘ sei Ehr“ oder „Gott in der Höh‘ sei Preis und Ehr“ gesungen. Auch das Gloria hat in der Kirchenmusikgeschichte die Komponisten zu vielfältigen Kompositionen angeregt. Weil Gott uns liebend und verzeihend begegnet, binden wir uns mit dem Gloria sozusagen ein in den Engelsgesang des Weihnachtsevangeliums.

Das Tagesgebet (Kollektengebet)
Anliegen aus Psalm, Kyrie und Gloria im Eingangsteil des Gottesdienstes können inhaltlich im Kollektengebet zusammengefasst werden. Der Name
„Kollektengebet“ geht auf das lateinische Wort für „zusammenbringen/
sammeln“ zurück. Das Tagesgebet kann sich aber auch auf das Evangelium und das Thema des jeweiligen Sonntages beziehen und somit eine Brücke aus dem „Anrufungsteil“ des Gottesdienstes in den folgenden „Wortteil“ bilden. Häufig endet es mit der Schlussformel „durch unsern Herrn Jesus Christus, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert in Ewigkeit.“ Da Liturgin oder Liturg Gebete ja stellvertretend für uns als Gemeinde sprechen, bekräftigt und bestätigt die Gemeinde das Gebet mit ihrem „Amen“.

Erich Koch