Sonntag, 29.03.2020

Der Name des heutigen Sonntags heißt Judika. Er leitet sich ab vom Beginn des Psalms 43,1 „Richte mich, Gott“ und bezeichnet den 5. Sonntag der Passionszeit.

In der Evang.-Luth. Kirchengemeinde Hemhofen hätten wir am heutigen Sonntag und am kommenden Sonntag gerne unsere Konfirmationen gefeiert.

Gedanken zum heutigen Sonntag:

Ich sitze im Garten und beobachte die Vögel. Die Sonne scheint und wärmt mir das Gesicht. Und auch ein wenig mein Herz. Um mich herum explodiert der Frühling, blühende Büsche und knospende Zweige, die ersten Osterglocken und ein paar Tulpen, die kurz davor sind aufzuspringen. Ich sitze im Garten und beobachte die Natur. Sie verändert sich, jeden Tag. Jeder warme Sonnenstrahl schiebt dieses Aufbrechen des Frühlings noch mehr an.

Ständig verändert sich etwas. Es wird Nacht und es wird Tag. Es wird Herbst und es wird Frühling. Und ich sitze jetzt im Garten und beobachte, was um mich herum geschieht. Ich schaue der langsamen, kaum merklichen Veränderung zu. Eine Veränderung, die ich nicht aufhalten kann, die ich nicht aufhalten will.

In all dem Rückzug, in dem Stillstand, in dem wir uns befinden, kommen die Bewegungen der Natur nicht zur Ruhe. Das Aufblühen der Pflanzen, die stetigen, kleinen Veränderungen hören nicht auf. Inmitten einer großen Veränderung des momentanen Stillstands auch diese stetige, vertraute Veränderung. Inmitten der Verunsicherung Anzeichen von blühendem Wandel. „Wir haben hier keine bleibende Stadt, doch die zukünftige suchen wir“, heißt es im Hebräerbrief Kapitel 13, dem heutigen Predigttext. Nichts bleibt wie es war. Das ist in diesen Tagen schmerzhaft und radikal in unser Bewusstsein gedrungen. Und es ist schon immer so gewesen. In den ewig kleinen Bewegungen des Lebens. Im Fluss des Lebendigen. Im Atem der Zeit.

Ich bin unruhig, weil ich nicht weiß, was kommt. Ich sitze in der Sonne und beobachte die Natur. Ich nehme mir die Zeit und halte inne. Ein paar Minuten, um mich Gottes ewigen Bewegungen anzuvertrauen und der Hoffnung dem nachzuspüren, dass ich getragen bin, in aller Veränderung. Was immer auch kommt.

Wir beten:

Gott, in diesen Tagen ist kaum etwas so wie gewohnt.
Ich denke an die Jugendlichen und ihre Familien, die heute gerne ihre Konfirmation gefeiert hätten. 
Ich denke an die Kinder, die ihre Großeltern vermissen. 
Und an die Großeltern, denen das Dappeln der Kinderfüße fehlt und das laute Kinderlachen im Flur. 
Ich denke an diejenigen, die in Quarantäne leben oder sich aus Angst zurückziehen. 
An alle, die sich einsam fühlen und sich fragen, wie alles werden wird. Die sich nach Frieden sehnen und nach einem guten Wort. 
Ich denke an diejenigen, die krank sind. An ihre Angehörigen, die sich um sie sorgen. 
Ich denke an die, die in ihrem Beruf gerade extremen Belastungen ausgesetzt sind. An die Ärztinnen und Ärzte und alle, die in der Pflege arbeiten. 
Ich denke an diejenigen, die finanzielle Sorgen haben, weil ihre Einnahmen wegbrechen und die Kundschaft ausbleibt.
Und ich will auch die nicht vergessen, die uns jetzt so leicht aus dem Blick geraten: die Menschen auf der Flucht, die Kinder an der Grenze zwischen der Türkei und der EU, diejenigen, die in Kriegsgebieten ausharren müssen. 
Gott, deine Kinder sind wir. Halte uns in deiner Hand geborgen. Amen.

Bleiben Sie gesund! I

hre Pfarrerin Heike-Andrea Brunner-Wild