Sonntag, 28.06.2020

 

Gedanken zum Wochenspruch:

Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.
Lukas 19,10

Die Geschichte von Zachäus, dem Zöllner aus Jericho – die meisten von uns kennen sie. Als Oberzöllner besteht seine Hauptaufgabe darin, Steuern und Zölle einzutreiben. Ein Großteil davon ist sein Gewinn und der fließt in seine eigene Tasche. Mit seinen Freunden und Freundinnen hat er es darum schon längst verdorben. Für sie ist er ein übler Gauner, der mit der fremden Besatzungsmacht Rom zusammenarbeitet. Im Laufe der Jahre ist er zum Außenseiter geworden, zur Randfigur jenseits des wirklichen Lebens.

Auch an dem Tag, als Jesus die Stadt besucht, ist ihm der Blick auf das, was läuft, versperrt. Um überhaupt etwas zu sehen muss er auf einen exotischen Baum steigen. Doch auf einmal geschieht das Unerwartete. Jesus bleibt direkt unter seinem Baum stehen: „Zachäus, komm herunter, schnell. Ich möchte heute bei dir in deinem Haus Rast machen! Vielleicht sollten wir mal über manches reden!“ In seinem Haus angekommen, lässt Zachäus Getränke und Essen auftragen. Den Umstehenden bleibt der Mund buchstäblich offen stehen: „Kann das sein? Bei so einem lässt er sich nieder?“

Worüber im Haus des Zachäus geredet wird – keine Ahnung! Aber, soviel wissen wir, bei Zachäus hat es offensichtlich irgendwann „Klick“ gemacht. Irgendwann im Laufe dieses Abends wird ihm etwas bewusst, eine neue Einsicht, ein neuer Lebensentwurf. Offenbar erkennt Zachäus: so wie jetzt geht es bei mir nicht weiter. Da stimmt etwas nicht. Oder, wie ein Sprichwort der Dakota-Indianer sagt: „Wenn du merkst, dass du ein totes Pferd reitest, steig hinab!“ Und Zachäus, er steigt hinab von seinem Baum, von seinem toten Pferd.

Jeder von uns kennt solche Situationen - Zustände, Verhaltensweisen, bei denen der Verstand sagt: Das Pferd ist tot! Doch statt das Vernünftige zu tun und abzusteigen, melden sich Gefühle wie: Nein, das geht doch nicht, das hat doch bisher auch funktioniert! So ein gutes Pferd!  Oder: Lasst uns einen Ausschuss bilden, um zu prüfen, ob das Pferd wirklich tot ist usw. Solche Sätze sind auch in der Kirche nicht unbekannt.

Zachäus erkennt das für sich. Ich gebe zurück, was zu viel war. Und ich werde mich in Zukunft beschränken, auf das Wichtige und Nötige. Er sagt das, ganz selbstverständlich. -

Auch wir haben große Schätze. Vielleicht muss auch bei uns manches entschlackt und vereinfacht werden.  Konzentration auf das Wesentliche. -

Und Jesus erhebt sich von der Festtafel und sagt: "Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“

Darum: „Zachäus, Martin, Ilona, Heike …..steig vom Baum herab. Bei dir will ich einkehren und auch über Pferde reden!“

Ihnen allen einen gesegneten Sonntag und eine hoffnungsvolle Woche!

Ihre Pfarrerin Heike-Andrea Brunner-Wild