Samstag, 28.03.2020

Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht. Johannes 12,24

Das Bild stimmt nicht.
Es stimmt nicht, dass das Weizenkorn stirbt. Das Weizenkorn verliert nicht das Leben. Es verliert seine erkennbare Form, seine Beschaffenheit. Aber es stirbt eben nicht! Das ist das Besondere.
Jahrtausende lang hat das Bild etwas getragen, was nicht zu erklären ist. Ein Wunder.
Jesus, der gekreuzigt wurde, stirbt und wird in ein Grab gelegt, wie das Weizenkorn in die Erde. 
Dann ist er wieder da – anders  - auferstanden. Die Botschaft Jesus geht weiter. Das richtet sich gegen alles, was wir bisher kennen und wissen vom Leben und Tod. Tot ist tot. Die Botschaft von der Auferstehung hat das Bild überarbeitet.

Und wir als Kirche? Wir erleben gerade, das vieles, was Kirche ausmacht, im Augenblick nicht möglich ist: Gottesdienste, Andachten, Taufen, Trauungen, Posaunenchorproben und Altenkreis – alles bis auf Weiteres abgesagt. Die Form zu verändern, das Erscheinungsbild nach außen neu zu definieren, statt des bewährten Veranstaltungskalenders nun nach anderen Formen der Kommunikation zu suchen – das ist eine Herausforderung und zugleich eine Chance. Einmal als Kirche aus der vertrauten Struktur zu geraten. Als Auftrag für die Fastenzeit. Die Form hergeben und dem Kern nachsinnen. Gegen den Strich. Und siehe, es bringt viel Frucht.

Wir beten:

Du Gott der leisen Töne,
Du Gott der zarten Gesten,
Lass uns achtsam sein und auch die scheuen Gesten des anderen wahrnehmen. 
Allzu oft lassen wir uns von den lauten, bedrängenden und massiven Tönen gefangen nehmen und überhören darunter das Wimmern, Schimmern und Atmen.
Du Gott der leisen Töne
Mach uns hörbereit. Amen.