Samstag, 04.04.2020

Ein letztes Mal steht der Wochenspruch im Mittelpunkt, der uns in der ganzen Woche begleitet hat:

„Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.“ Matthäus 20,28

Wir gehen auf den Palmsonntag zu und erinnern uns an Jesu Einzug in Jerusalem. Jesus zieht auf einem Esel in die Stadt ein und wird doch wie ein König gefeiert. Die Menge begrüßt ihn als messianische Friedensbringer, als Gerechten und als Helfer (Sacharja 9, 9).  Schon wenige Tage danach kippt die Stimmung. Die morgen beginnende Karwoche zeichnet die letzten Tage des Leidensweges Jesu eindrücklich nach.

Palmsonntag ist auch der Sonntag, an dem schon seit vielen Generationen hier in Hemhofen und an vielen anderen Orten Konfirmation gefeiert wurde und auch in diesem Jahr gefeiert werden sollte. In diesem Jahr ist es anders. Alle Gottesdienste mussten bis zum 19. April abgesagt werden, alle Taufen, alle Trauungen und eben auch die Konfirmationen. Kein feierlicher Einzug, keine aufgeregten Gesichter, kein munteres Geschnatter bei der Schlussandacht. So manche Träne ist bei dieser Absage wohl geflossen, aus Enttäuschung, vielleicht auch aus Wut.

Im Kalender des Kirchenjahres folgt auf die Karwoche Ostern! Und auch bei uns: auf die schmerzlichen  Momente folgt in unserem Leben das, was wir daraus machen, und mehr noch das, was Gott daraus gemacht hat und macht!

Von dem brasilianischen Befreiungstheologen und Erzbischof Dom Helder Camara ist uns ein Gebet überliefert, das an das Palmsonntagsereignis anknüpft. Darin bittet er:
Herr Jesus Christus, du hast uns allen gedient. Du hast alles auf dich genommen am Kreuz. Nun sind wir entlastet. Dafür danken wir dir. Aber nun wollen auch wir Lasten tragen und Menschen, die belastet sind.“

Und ich ergänze:

Gott, hilf uns mit dem umzugehen, was zurzeit alles nicht geht: das gemeinsame Feiern, die Reise in den Urlaub, der fröhliche Besuch bei Freunden und Verwandten.

Hilf uns, diese besondere Zeit gemeinsam zu tragen, einander zu unterstützen und einander hindurch zu tragen. Amen.


Bleiben Sie gesund!

Ihre Pfarrerin Heike-Andrea Brunner-Wild