Dienstag, 26.05.2020

„Auf einer Insel lebten drei fromme Frauen. Von nah und fern kamen die Menschen, um mit ihnen zusammen zu sein und zu beten. Eines Tages besuchte sie auch der Bischof. Als  sich sein Schiff der Insel näherte, erwarteten ihn am Strand drei ärmliche Gestalten. „Man sagt“, begann der Bischof, „dass ihr Gott schaut. Wie betet ihr zu ihm?“ Die drei sahen sich ratlos an. „Wir beten einfach: Wir sind drei, du bist drei – steh uns bei!“ Der Bischof war bestürzt: „Nichts sonst? Kein Vaterunser… keine Psalmen?“

So viel Unwissenheit konnte er nicht zulassen, und er fing an, ihnen das Vaterunser Wort für Wort vorzutragen. Als die drei es nachsprechen konnten, verabschiedete sich der Bischof zufrieden. Aber kaum befand sich das Schiff wieder auf See, glaubte er seinen Augen nicht zu trauen: Hand in Hand eilten die drei über das Wasser auf ihn zu. Atemlos riefen sie: „Verehrter Herr, wir haben es vergessen! Wie geht es noch weiter nach: „Geheiligt werde dein Name?“

Ergriffen warf sich der Bischof auf dem Schiff nieder und berührte mit der Stirn die Planken. „Betet so weiter, wie ihr es immer getan habt! Gott erhört euch!“ Erleichtert verbeugten sich die drei und gingen beruhigt über die Wellen zurück zu ihrer Insel.“

(Quelle unbekannt, aus: H.-M. Lübking, Beim Wort genommen, 2018, S. 188)

Um zu beten, braucht es keine großen Worte. Nicht die Form, sondern das Herz ist entscheidend – und dann können vielleicht sogar Wunder geschehen!

Bleiben Sie hoffnungsvoll und behütet!

Ihre Pfarrerin Heike-Andrea Brunner-Wild