Montag, den 11. Mai 2020

„Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder.  (Psalm 98,1)

Es gibt tatsächlich Menschen, denen bereitet es keine große Freude, ein neues Lied zu singen. So mancher, der am Sonntag in den Gottesdienst kommt und am Eingang ein violettes Liederbuch in die Hand bekommt, ahnt es schon: heute kommt wieder ein „Nuller“-Lied. Das sind die Lieder, die in dem neuen Liederbuch „Kommt, atmet auf“ zu finden sind und immer mit einer Null beginnen. Oft ist die Ankündigung eines „Nuller“-Liedes nämlich mit der Sorge verbunden: die Worte sind mit fremd, die Melodie ist nicht eingängig, das ist mir zu schwer. Ich singe lieber einen Choral, der mir vertraut ist. Da bin ich mit dem Herzen dabei.

Doch tatsächlich passiert auch hin und wieder das Gegenteil. Die Melodie ist so mitreißend, dass es einfach Spaß macht mitzusingen, im Rhythmus mitzuschaukeln oder gar ein wenig mit dem Fuß zu wippen. Weil dieses neue Lied etwas trifft, was jetzt gerade passt, für mich, für meine Situation, wie ein Geschenk – ganz unverhofft. Gott begegnet mir neu.

Und so darf es ab und zu auch ein neues Lied sein. Als Martin Luther seine Choräle dichtete oder Paul Gerhardt, mussten sie sich der Gemeinde auch erst einprägen. Also: gar nicht so schlecht, dass es die „Nuller“- Lieder gibt!  Vielleicht ist sogar ein Ohrwurm darunter. Aber was immer ich aus voller Seele und Kehle singe, altbekannt oder neu komponiert, ist mein Lied für Gott, und jeden Tag ist es irgendwie anders – neu!

Bleiben Sie hoffnungsvoll und behütet! Ihre Pfarrerin Heike-Andrea Brunner-Wild