Gedanken für die Woche

Der du allein der Ewge heißt
und Anfang, Ziel und Mitte weißt,
im Fluge unserer Zeiten:
Bleib du uns gnädig zugewandt
und führe uns an deiner Hand,
damit wir sicher schreiten.

(Jochen Klepper, EG 64,6)

Im Oktober 1937 veröffentlicht Jochen Klepper das Neujahrslied „Der du die Zeit in Händen hast“. Beim Lesen habe ich das Gefühl, dass er mit der sechsten Strophe direkt in unsere Situation hineinspricht: Dieses zu Ende gehende Jahr 2020 hat uns allen einiges abverlangt, persönlich und gesellschaftlich. Die sichere Vorstellung davon, was in unserem Leben Anfang, Ziel und Mitte ist, geriet ins Wanken. Lockdown, Shutdown – Worte, die vielen Menschen bis dahin völlig unbekannt waren, haben sich in unseren allgemeinen Sprachgebrauch eingenistet. Unser Leben hat sich in diesem Jahr verändert. Für manche war es existenziell.

Wir stehen an der Schwelle zum Jahr 2021. Es gibt Hoffnung. Hoffnung auf Corona-Impfungen. Hoffnung auf Lockerungen. Hoffnung auf ‚Normalität‘. Auf größere Treffen mit Familie und Freunden. Aber vieles bleibt ungewiss. Leben ist und bleibt bedrohlich, angreifbar und zerbrechlich. Auch mein eigenes.
Am Ende dieses Jahres legen wir die Monate, Wochen und Tage, wieder in die Hände dessen, der Zeit und Ewigkeit gemacht hat.  Damit die Last, die dieses Jahr mit sich gebracht hat, an Not, an Trauer, an Enttäuschung nicht auf uns liegen bleibt. Und damit das Glück, das wir erlebt haben, in der Liebe, mit unseren Kindern, im Urlaub, im Beruf, in allem, was gelungen ist, nicht in Vergessenheit gerät. In Gottes Händen ist alles aufgehoben.

In der Hoffnung, dass der Ewge uns gnädig zugewandt bleibt, uns begleitet und Halt gibt, gehen wir zuversichtlich in das Neue Jahr!

Ihre Pfarrerin Heike-Andrea Brunner-Wild