Gedanken für die Woche

Adventskranz
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Gedanken zum 4. Advent 2020


Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe! 
Philipper 4,4.5b


Lockdown. Seit einigen Tagen dürfen Menschen Wohnungen und Häuser nur noch "bei Vorliegen triftiger Gründe" verlassen. Die Läden, Schulen und Kitas sind zu, ab 21 Uhr herrscht Ausgangssperre. Die Frage über dem „richtigen“ Umgang mit den Weihnachtsgottesdiensten wird in manchen Diskussionen zur Grundsatzfrage hochstilisiert. Absagen oder stattfinden lassen? Nein, die Kirche darf sich nicht nochmals - wie an Ostern – die Gottesdienste verbieten lassen, sagen manche. Besorgte, zum Teil verärgerte Mails erreichen mich: Sollte die Kirche nicht gerade jetzt ein Zeichen setzen und auf die Weihnachtsgottesdiente zum Schutz der Menschen verzichten? Und dann sind da noch die vielen Ehrenamtlichen, die seit Wochen überlegen, planen, vorbereiten, ausgefeilte Sicherheitskonzepte entwickelt haben – soll das jetzt alles umsonst gewesen sein? Und was ist mit denen, die alleine sind, für die der Gottesdienst am Heiligen Abend zusammen mit anderen ein ganz wichtiger Haltepunkt ist? - Ein echtes Dilemma! So wirkliche Weihnachtsstimmung mag da im Augenblick nicht aufkommen. 


Auch Paulus, von dem dieser Vers aus dem Philipperbrief stammt, befindet sich beim Schreiben seines Textes gerade in einer misslichen Situation. Er sitzt in einer Gefängniszelle. Der Ausgang seines Prozesses ist mehr als ungewiss. Aber gerade in diesem äußeren und inneren Zwiespalt erlebt Paulus eine ermutigende Erfahrung. Er wird ruhig. Sein Herz spürt die Nähe Jesu als eine stille Freude. In die Ungewissheit und Einsamkeit mischt sich das Gefühl einer spürbaren Verbundenheit. Ein anderer hat viele Jahrhunderte später eine ähnliche Erfahrung gemacht und ihr in einsamen Weihnachtstagen einen berührenden Ausdruck verliehen: „Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar…“ Solche Worte sind wie ein Geschenk. Sonnenstrahlen an dunklen Tagen. Sie sind eine Geste, die Gottes Freundlichkeit und Nähe körperlich spüren lassen. – Nein, ich will mir meine Weihnachtsfreude nicht nehmen lassen, trotz allem. Denn das Fest erinnert daran, dass wir einander zum Geschenk werden können, anderen Freude bereiten dürfen - dann ist Gott nahe. Wo auch immer…..


Ihnen allen eine behütete und gesegnete Woche wünscht

Pfarrerin Heike-Andrea Brunner-Wild