Andacht für die Woche

Gedanken zum Wochenspruch des 13. Sonntag nach Trinitatis

Christus spricht: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.
Matthäus 25,40

Wer sind heute die geringsten Schwestern und Brüder für uns, für mich? Beim Lesen des Wochenspruches kommen mir unweigerlich die Kinder in den Sinn, um die Maria Montessori sich als junge Assistenzärztin gekümmert hat. Ihre Biographie habe ich in den Sommerferien mit großem Interesse gelesen.

Wer war diese Maria Montessori? Sie wurde am 31. August 1870 in Chiravalle bei Ancona geboren und war nach Abschluss des Studiums der Mathematik und des Ingenieurswesens 1892 die erste Frau in Italien, die ein Medizinstudium begann und 1896 als erste Frau in ihrem Land einen Doktortitel der Medizin erlangte. Danach arbeitete Maria Montessori als Assistenzärztin in der Abteilung Kinderpsychiatrie der Universitätskinderklinik in Rom. Hier entwickelte sie bei ihrer Arbeit mit geistig behinderten Kindern auf Grundlage der Erkenntnisse der Pädagogen Édouard Séguin und Jean Itard ihre ersten Lernmaterialien. Für die Kinder, die bis dahin den ganzen Tag nur auf ihren Betten saßen und in die Luft starrten, gab sie zum Beispiel bei einem Schreiner Holzbretter mit unterschiedlichen Formen und Vertiefungen in Auftrag, um die Sinne der Kinder zu schulen. Begeistert gingen die Kinder daran, die ihnen gestellten Aufgaben zu lösen. Von Tag zu Tag entwickelten sie neue Fertigkeiten. Einige schafften es sogar, mithilfe der richtigen Förderung einen regulären Schulabschluss zu schaffen. Die von Maria Montessori entwickelte Pädagogik machte aufgrund der ungeahnten Fortschritte, die behinderten oder benachteiligten Kindern nicht zugetraut worden waren, Furore. In der Folge entstanden zahlreicher Montessori-Schulen und Montessori Kindergärten, bis heute. Maria Montessori verstarb am 6. Mai 1952 in den Niederlanden.

Mich beeindruckt dieses Engagement und ich spüre: auch wir sind gefordert, auf die Schwächsten zu achten, sie zu beachten und zu fördern. Kein Mensch, kein Kind, lebt nur vom Brot allein. Gerade in dieser Woche, in der die Schule wieder beginnt und für viele Kinder und Eltern eine Zeit neuer Herausforderungen beginnt, wird mir diese Perspektive bewusst. Achtet aufeinander!  Achtet auf die Kleine und die Großen, denn wir alle haben unsere Schwächen! Am liebsten würde ich sie weiterschreiben, die alten Jesus-Worte aus dem Matthäusevangelium: „Ich bin einsam gewesen und ihr habt mit mir gesprochen. Ich war von der Welt vergessen und ihr habt an mich gedacht. Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“

Ihnen allen eine hoffnungsvolle und gesegnete Woche!

Ihre Pfarrerin Heike-Andrea Brunner-Wild