Freitag, 08.Mai 2020

Gebet zu Psalm 66

Jubeln, jauchzen, rühmen, lobsingen.

Mich freuen über dich, Gott.

Und über das, was du tust.

Ja, das würde ich gern.

Aber es geht nicht!

Das Herz ist so schwer,

die Hoffnung klein,

der Atem kurz.

 

Höre, was mich bedrückt

und auch so viele andere:

Da sind sie, die langersehnten Lockerungen,

der mühsame Versuch,

wieder anzufangen, den gewohnten Alltag zu leben.

Doch da ist auch die Sorge:

Geht es jetzt doch zu schnell?

Werden die Menschen unvorsichtig, gedankenlos?

Was ist mit denen, deren Existenz bedroht ist?

Mit der Armut, die sich ausbreitet.

Den Menschen, die nicht die Lobby haben,

öffentlich auf sich aufmerksam zu machen?

 

Jubeln, jauchzen, rühmen, lobsingen.

Mich freuen über dich, Gott.

Wie soll das gehen?

Soll ich so tun, als wär alles gut?

Es heißt, deine Werke sind wunderbar.

Kann ich das singen, jetzt?

Ich will meine Zweifel nicht verstecken.

Ich will ehrlich sein.

Und doch will ich mich einfach verkriechen.

 

Jubeln, jauchzen, rühmen lobsingen.

Mich freuen über dich, Gott.

Dennoch.

Trotz allem.

Leiser als sonst.

Der Mundschutz macht das Atmen schwerer,

das Jubeln auch.

Beten geht.

Zu dir, Gott.

 

Du hältst „unsre Seelen am Leben“ (Ps 66,9)

Das hilft mir, wenn ich es höre.

Gott, ich vertraue auf dich,

im Leben und bei allem, was kommt.

Amen.

 

Bleiben Sie hoffnungsvoll und behütet!

Ihre Pfarrerin Heike-Andrea Brunner-Wild